Konzept

Wie erinnert man an einen Menschen?
Hinter dem Titel flurgespräche steht die Überlegung, dass verschwundene Menschen wieder auftauchen, indem man über sie spricht.
Das Konzept geht noch einen Schritt weiter und lässt den Betrachter eine Art Gespräch mit dem Professor/Dozenten/Angestellten/Studierenden auf den Fluren der Universitätsgebäude führen, um so eine Begegnung mit den Verfolgten innerhalb des Universitätsalltages zu schaffen, und zwar in dem Fachbereich, dem die Verfolgten früher angehörten.

Bei den inszenierten flurgesprächen erfährt der Betrachter zuallererst von der Existenz der Person und anschließend ein paar weiterführende, sehr persönliche Informationen. Für eine tiefergehende Auseinandersetzung wird am Ende der Verweis auf diese Website mit den Gedenkblättern in voller Länge gegeben. Die Installation durchläuft vier Phasen und wurde in verschiedenen Fluren der WWU platziert.

Phase 1
Mit Hilfe eines Beamers werden zwei helle rechteckige Flecken an die Wand projiziert, die die Form einer Tür und eines Türschilds haben, um so Aufmerksamkeit und Neugier zu erregen.

Phase 2
Die Umrisse von Phase 1 bleiben bestehen. Zusätzlich wird ein vierzeiliger Dialog an die Wand projiziert, um Aufmerksamkeit und Neugier zu steigern. Z. B.

Wo ist Herr von Ubisch?
In Norwegen.
Im Urlaub?
Beurlaubt.

Phase 3
Es sind nur noch die quadratischen Umrisse zu sehen. Ein Türschild wird auf der kleineren, beleuchteten Fläche angebracht. Hier stehen der Name des Verfolgten, sein Fach, und die Adresse dieser Website.
Die Projektion zeigt nun eine Dauerschleife: In regelmäßigem Abstand wird ein diffuser Schatten auf die rechteckige Türfläche projiziert, der sich in regelmäßigen Zeitabständen durch das Bild bewegt. Der Schatten bleibt undeutlich und abstrakt und dient ausschließlich dazu, zu zeigen, dass es hier um etwas Lebendiges geht. Es geht um Menschen, um Vergänglichkeit, um unscharfes, unpräzises Wissen über diese Zeit.

Das Türschild ist zudem mit drei Knöpfen ausgestattet, die die Möglichkeit eines Dialoges geben: Über jedem Knopf steht eine Frage, die dem Verfolgten gestellt wird. Drückt man den dazugehörigen Knopf, so wird die Antwort wiedergegeben. Am Ende wird auf diese Website verwiesen, wo die gesamten Lebensgeschichten nachgelesen werden können.

Phase 4
Der Beamer wird abgeschaltet und es bleibt nur das Türschild hängen.
Die Umsetzung mit Tür und Türschild ist für die Gruppe der Professoren und Mitarbeiter gedacht, die über ein eigenes Büro verfügten. Für die Studierenden sollen statt Tür und Türschild eine Pinnwand / Schwarzes Brett mit Zetteln projiziert werden.