Lebensläufe

Die flurgespräche erinnern an ehemalige Professoren, Mitarbeiter und Studierende der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, die auf verschiedene Art und Weisen an der Universität Opfer des Nationalsozialismus geworden sind. Die Spannbreite reicht hier von der Ermordung über Haftstrafen bis hin zur erzwungenen und geglückten Emigration. Die Universität beteiligte sich durch vorzeitige Entlassungen bzw. den Ausschluss vom Studium oder aber durch die Aberkennung von akademischen Titeln aktiv am nationalsozialistischen Unrecht.

Der weitaus größte Teil der Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Münster wurde — zum Glück — nicht ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Gleichwohl bedeutete die vorzeitige Entlassung, der Ausschluss vom Studium oder die Aberkennung von akademischen Titeln für die Betroffenen häufig das Ende ihrer beruflichen Laufbahn, zumindest in ihrer Heimat Deutschland. Ihnen und ihren Angehörigen wurde die Lebensgrundlage entzogen, ihr bisheriges soziales Umfeld schloss sie aus und sie waren vielfältigen Diskriminierungen, Schikanen und Demütigungen ausgesetzt.

Verfolgt wurden diese Menschen, weil sie selbst jüdisch oder mit einem jüdischen Menschen verheiratet waren, weil sie eine andere politische Überzeugung vertraten als die Nationalsozialisten oder aber, weil sie homosexuell waren.

Berücksichtigt wurden in diesem Projekt jedoch nur Personen, denen während des Dritten Reiches von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster selbst Unrecht angetan wurde. Die Lebensgeschichten derjenigen ehemaligen Studierenden oder Mitarbeiter, die nach ihrem Studienabschluss oder dem regulären Ende ihrer Berufstätigkeit an der Universität Münster auf andere Art und Weise Opfer des Nationalsozialismus wurden, konnten in diesem Projekt nicht erforscht werden.

Vor Beginn der Seminare wurde auf Grundlage von intensiven Recherchen eine Liste mit Personen erstellt, die höchstwahrscheinlich im Dritten Reich Opfer der Universität geworden sind. Ihre Lebensläufe sollten in den Seminaren von den Studierenden gründlich erforscht werden. Bei einigen Personen hat sich im Laufe der vertieften Recherchen die ursprüngliche Vermutung, ihnen sei von Seiten der Universität Unrecht geschehen, jedoch nicht bewahrheitet. So haben einige jüdische Studierende zum Beispiel die Universität verlassen, weil sie an einer anderen Universität weiter studieren wollten oder weil sie ihr Studium beendet hatten.

Um diese Recherche-Ergebnisse nicht zu verlieren, haben wir uns entschieden, diese Lebensläufe unter der Rubrik Kurzbiographien zu veröffentlichen. Die Lebensläufe derjenigen Personen, denen im Dritten Reich von der Universität Münster Unrecht zugefügt wurde, werden unter der Rubrik Gedenkblätter veröffentlicht.